was ich schon IMMER mal über eine klosterschwester WISSEN WOLLTE

Vielen denken, Schwestern leben in einem Kloster, abgeschottet hinter Mauern und haben mit der „richtigen Welt“ nicht viel zu tun. Vielleicht ist das ein oder andere bei uns Dillinger Franziskanerinnen ein bisschen anders, wie Sie es gewohnt sind, aber vieles auch wieder nicht. Es fängt schon damit an, dass viele von uns gar nicht in einem Kloster leben, sondern oft mitten unter uns. Oder wie wir sagen: Unser Kloster ist die Welt! Trotzdem haben wir für alle einmal die Antworten zu Fragen zusammengetragen, die wir oft gestellt bekommen. Damit Sie einen kleinen Einblick in unser Leben und Engagement bekommen…

Betet Ihr den ganzen Tag?

Wir beten zu bestimmten Zeiten gemeinsam, in der Regel am Morgen (= Laudes) und am Abend (= Vesper). Jede von uns verbringt auf ihre Weise Zeit mit Gott– in ihrem Zimmer, in der Natur, in der Kapelle…

Wir gehen, wie andere Leute auch, unserer Arbeit nach, treffen uns mit Mitschwestern und anderen Menschen, haben Freizeit. Also können wir gar nicht den ganzen Tag über beten! Wichtig ist aber, dass wir nicht in zwei Welten leben – hier die fromme Welt, dort die alltägliche. Unser Glaube an Gott soll den Alltag prägen und der Alltag spielt beim Beten eine Rolle.

Wird Beten auch mal langweilig?

Ja, das kann passieren. Auch Beten kann zur Routine werden, die nicht prickelnd ist. Dann ist es erst recht wichtig, geduldig dabei zu bleiben und darauf zu hoffen, dass ich vor Gott nichts leisten muss. Dass es genügt, einfach da zu sein. Und morgen bin ich vielleicht schon wieder ganz anders drauf und das Beten fließt leicht.

Wie ist das mit den Namen der Schwestern?

Das ist verschieden. Wir können uns entscheiden, ob wir unseren vertrauten Namen behalten oder ob wir einen neuen Namen wählen. Manche Schwestern wollen mit einem selbst gewählten Namen sagen, was ihnen wichtig ist, an welchem Vorbild sie sich orientieren. Für manche ist der neue Name auch ein Zeichen, dass etwas Neues beginnt.

Andere wollen bei ihrem Taufnamen bleiben, weil sie ihn mögen und weil er sie mit ihrer Familie und ihrem Freundeskreis verbindet. Sie wollen damit auch sagen, dass die Entscheidung für das Ordensleben für sie eine Fortsetzung dessen ist, was in der Taufe begonnen hat.

Muss man einen Beruf haben, wenn man eintreten will?

Man muss auf jeden Fall 18 Jahre alt sein, wenn man die erste Ausbildungsstufe (= Postulat) beginnt. Es ist nicht zwingend, als Postulantin schon einen Berufsabschluss zu haben. Wichtig ist, dass man vor dem Beginn des Noviziates (= eigentliche Probezeit) Selbständigkeit ausprobiert hat, egal ob in Ausbildung oder Studium.

Muss man als Schwester einen Schleier tragen?

Ob man Schwester ist oder nicht, hängt von der Haltung ab, nicht von einem Stück Stoff. Wir haben uns darauf geeinigt, dass sich jede Schwester frei entscheiden kann. Die einen tragen bewusst einen Schleier. Sie drücken damit öffentlich aus, dass sie Ordensfrau sind, dass man sie ansprechen kann. Andere entscheiden sich bewusst dafür, keinen Schleier zu tragen. Sie wollen sich nicht abheben von anderen oder andere provozieren.

Wie hält so ein Schleier?

Der Schleier besteht aus drei Teilen: einem schwarzen Stoff, in den ein Haarreif eingeschoben wird, und einem weißen Stoffstreifen, der an den schwarzen Schleier geknöpft wird. Der Reif sorgt für den Halt, zumindest sollte er das. Manche Schleier auf manchem Kopf rutschen trotzdem …

Muss man als Schwester immer Schwarzweiß tragen?

Man kann in unserer Gemeinschaft entweder die traditionellen Ordensfarben Schwarz, Weiß oder Grau tragen oder man kann sich für Farben entscheiden, wenn man ohne Schleier geht. Wichtig ist, dass unsere Kleidung einfach ist und sich vom Modediktat unabhängig macht. Manche Schwestern mögen es auch, die schwarzweiße Kleidung durch einen kleinen Farbtupfer, z.B. als Schal, aufzuhellen.

Machen Schwestern auch Sport?

Wer es mag und will, kann sich sportlich betätigen. Wandern, joggen, schwimmen, Rad fahren, Yoga, Gymnastik und anderes sind z.B. beliebte Sportarten. Die einen machen allein Sport, andere in einer Gruppe. Manche Schwestern lieben es auch, zuzuschauen, wie andere Sport machen, ob Fußball oder Tour de France, Leichtathletik oder Eiskunstlauf.

Dürfen Schwestern shoppen? Wie ist das grundsätzlich mit dem Geld?

Wir Schwestern behalten unseren Verdienst aus einer beruflichen Tätigkeit nicht für uns, sondern alles kommt in einen gemeinsamen Topf. Wir teilen miteinander Essen und Wohnung, Autos und anderes und finanzieren mit unserem Geld unsere Projekte oder andere soziale Zwecke. Wir wollen möglichst einfach leben. Das heißt aber nicht, dass wir ärmlich leben. Jede hat das, was sie braucht. Je nach Lebenssituation haben wir eine bestimmte Summe an Geld zur Verfügung, das wir abrechnen. Und dann gibt es noch eine Summe, über die jede frei verfügen kann. Ok, für Luxusartikel reicht das Geld nicht aus, aber wir wollen ja keinen Luxus. Manche Schwestern genießen es, einfach mal in Geschäften zu schauen, was es Neues gibt. Andere brauchen nur eine Buchhandlung und sind glücklich.

Machen Schwestern auch Urlaub?

Jaaa! Vier Wochen im Jahr stehen uns zu, zusätzlich können wir einmal im Jahr eine Auszeit in Form von Exerzitien machen. Das ist eine Zeit des Schweigens und der Besinnung.

Kann eine Schwester auch mal ins Ausland?

Viele von uns waren in Rom und Assisi, manche im Heiligen Land. Je nach Beruf oder Familiensituation kommen Schwestern auch in andere Länder. Reisen ins benachbarte Ausland sind heute keine Ausnahme mehr. Jede Schwester prüft selbst, ob ein gewünschtes Reiseziel und die Reisekosten zur franziskanischen Lebensart passen. Vor Auslandsreisen fragt man bei der Leiterin an, ob es möglich ist, diese Reise zu machen, was in der Regel genehmigt wird.

Wie geht das ohne Männer?

Zuerst einmal: Wir leben nicht ohne Männer. Wir arbeiten mit Männern zusammen, wir haben mit Männern in unseren Familien und im Freundeskreis Kontakt. Worauf wir verzichten, ist eine exklusive Partnerschaft, ist Ehe und Familie. Nicht, weil wir Partnerschaft, Ehe und Familie schlecht finden, sondern weil wir uns dafür entschieden haben, unsere ganze Energie Gott und seinem Reich zu widmen. Das muss man nicht verstehen. Ist so.

Esst Ihr Fleisch?

Am Freitag essen nach katholischem Brauch Schwestern in der Regel kein Fleisch. Ansonsten gibt es Schwestern, die bewusst ganz auf Fleisch verzichten, andere, die bewusst ihren Fleisch- und Wurstkonsum reduzieren, andere, die gerne öfter Fleisch essen. Wichtig ist uns, darauf zu achten, wo das Fleisch herkommt, das wir essen. Und überhaupt, unser Einkauf- und Essverhalten selbstkritisch zu hinterfragen.

Kracht es bei euch auch manchmal?

Ja, auch Schwestern haben mal Meinungsverschiedenheiten oder Streit. Weil wir Menschen sind, uns nicht „ausgesucht“ haben, oft eine bunt zusammengewürfelte Gruppe bilden. Aber natürlich versuchen wir nach einem Streit wieder ins Miteinander zu finden.

Eure Frage ist nicht dabei?

Dann fragt uns das, was euch interessiert.

Gerne per Mail an info@dlgfr.de