Bereits seit dem 13. Jahrhundert gibt es uns Dillinger Franziskanerinnen. Damit gilt unsere Gemeinschaft als die älteste franziskanische Frauengemeinschaft nördlich der Alpen. Viel ist in den vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten passiert und zwischendurch war unsere Gemeinschaft immer wieder am Rande der Auflösung. Aber es gab‘ auch immer wieder tapfere, resolute Schwestern, die unsere Gemeinschaft mit kreativen Ideen sowie großem Einsatz und Leidenschaft fortgeführt haben. Bis zum heutigen Tag als internationale Gemeinschaft, die neben europäischen Ländern auch in Brasilien, den USA und Indien tätig ist.
Die Grafen Hartmann IV. von Dillingen und Kyburg und sein Sohn, Hartmann V., geben einer Gruppe von Frauen ein Haus zum Geschenk und Grund als Lebensgrundlage an der Stadtmauer. Diese Frauen führten wahrscheinlich schon vorher als Beginen ein gemeinschaftliches religiöses Leben.
Folgenden Auftrag erhielten die Schwestern: „Die Klosterfrauen sollen Gott, unserem Schöpfer, zum Trost aller gläubigen Seelen friedlich, andächtig und eifrig dienen, ihn loben und ehren.“
Diese Gruppe schließt sich auf den Rat von Bischof Degenhard von Augsburg der Straßburger Provinz der Minderbrüder an. Die Schwestern übernahmen die Regel des sog. Regulierten Dritten Ordens.
Unsere Gemeinschaft gilt als die älteste franziskanische Frauengemeinschaft nördlich der Alpen.
600 Jahre lang blieb die Stadt Dillingen der einzige Wirkungsort der Dillinger Franziskanerinnen. Die Schwestern blieben offen für die Nöte ihrer Zeit und suchten die ihnen möglichen Antworten. Krisenzeiten (Brand, der Stiftungsurkunde und Haus vernichtete, Pest, Vertreibung im 30-jährigen Krieg…) überstanden sie als Gemeinschaft aus dem Geist des Evangeliums.
Die Schwestern übernehmen nach Aufforderung des Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus von Augsburg den Unterricht für Mädchen, für die es keine Schule gab. Die Schwestern stellten ihr bisheriges Gästehaus zur Verfügung und bauten es auf eigene Kosten zur Schule um. Als „Angelina-Egger-Schule“ wird sie, seit der Säkularisation als staatliche Grundschule, am gleichen Ort geführt.
Die Säkularisation verändert die gesamte bisherige Ordnung. Der Staat enteignet die klösterlichen Gemeinschaften und verbietet auch den Dillinger Franziskanerinnen, junge Frauen aufzunehmen. Die Dienste in der Schule übernehmen die Schwestern weiter. Der Unterhalt der kleinen Schwesterngruppe ist durch die „Pension“, die der Staat gewährt, zu wenig zum Leben. Armut, Hunger, Krankheit und Alter vermindert die Zahl der Schwestern.
Es leben nur noch 5 Schwestern im Konvent. Ihr Glaube und die Hoffnung auf Leben, ihr Dienst in Schule und Gemeinschaft, hält sie zusammen. Sie schreiben regelmäßig an den König von Bayern und bitten um die Erlaubnis, wieder junge Frauen aufnehmen und die Gemeinschaft in die Zukunft führen zu können.
Im Laufe des Jahres erlaubt ihnen König Ludwig I wegen ihrer Dienste an den Menschen, wieder Novizinnen aufzunehmen. Die ersten beiden Novizinnen waren Clara (Maria Theresia) Haselmayr und Anna (Maria Ludowika) Wille. Weitere Eintritte folgten.
Die Schwestern beginnen im Pfortenstübchen des Mutterhauses mit der Erziehung und Bildung von Säuglingen und Kindern bis zur Einschulung.
Die Schwestern wagen in Zusammenarbeit mit Regens Johann Evangelist Wagner einen Neuanfang: Kinder und Menschen mit Behinderung, die keine Förderung und Wertschätzung erfuhren, sollten Pflege, Bildung, Erziehung, Arbeit, Wertschätzung und Beheimatung erfahren. Damit ist der Grundstein für das heute große Sozialwerk der „Regens-Wagner-Stiftungen“ gelegt.
In der Folgezeit übernehmen die Schwestern Erziehung und Bildung in Schulen, Kindergärten und Heimen, weit über das Stadtgebiet hinaus: in Schwaben, Unterfranken, Oberpfalz, Oberbayern leben sie in Gemeinschaften dort, wo sie arbeiten.
Auch aus Württemberg bittet man um Schwestern; diese dürfen jedoch aus politischen Gründen nicht bei einem bayerischen Mutterhaus bleiben. So entstehen die Gemeinschaften der Franziskanerinnen von Sießen, Heiligenbronn und Bonlanden unter der Begleitung Dillinger Schwestern.
Au am Inn entwickelt sich ebenfalls als eigenständige Gemeinschaft.
Unter der Leitung der Meisterin Maria Theresia Haselmayr wächst die Gemeinschaft sehr rasch. Bei ihrer Wahl zur Meisterin im Jahr 1836 zählt sie 11 Mitglieder. Im Jahr ihres Todes 1878 sind es über 200 Schwestern, die im Mutterhaus und in 20 Filialen leben.
Viele junge Frauen suchten auch nach der Zeit von Theresia Haselmayr Aufnahme bei den Dillinger Franziskanerinnen. Neben weiteren Filialgründungen in Bayern und in der Pfalz begannen Schwestern 1913 in den USA, 1937 in Brasilien, 1960 in Spanien, 1963 in der Schweiz, 1967 in Rom-La Storta, 1976 in Indien zu leben.
Nach dem II. Vatikanischen Konzil zählt die deutsche Provinz etwa 1500 Schwestern. Diese Gruppe war für eine einzige Provinzleitung zu groß. Die Religiosenkongregation in Rom beauftragt die Generalleitung, die Teilung der großen Provinz durchzuführen. Zum 01.09.1973 entstehen nun drei deutsche Provinzen.
Die drei deutschen Provinzen mit Sitz in Bamberg, Dillingen und Maria Medingen mit inzwischen etwa 355 Schwestern vereinigen sich wieder zum 01.01.2022 und nennen sich „Dillinger Franziskanerinnen, Deutsche Provinz“ mit Sitz in Dillingen.
Dillinger Franziskanerinnen I Deutsche Provinz
Kardinal-von-Waldburg-Str. 2 I 89407 Dillingen/Donau
Telefon: 09071-50 28 02 I E-Mail: info@dlgfr.de