Unerwartet schnell mussten sich Ende September unsere Mitschwestern aus Kemmern verabschieden. Herr Gerst, Erster Bürgermeister von Kemmern, erinnerte, dass der Orden der Dillinger Franziskanerinnen in Kemmern seit dem 20. Oktober 1890 präsent war. Über ein Jahrhundert waren klösterliche Lehrkräfte im Schuldienst, mit Zwangsunterbrechung von 1938 bis 1945 während der nationalsozialistischen Herrschaft.
Seit Errichtung der ersten „Kinderbewahranstalt“ 1899 bis 2003 übernahmen Schwestern die Betreuung der Vorschulkinder. Schwester Philippine war die letzte klösterliche Erzieherin, die aus dem aktiven Dienst ausschied. Der Orden stellte bis 1971 auch die ambulante Krankenschwester. Die Gemeinde Kemmern schätzte unsere Mitschwestern, zwei Dillinger Franziskanerinnen wurden mit der höchste Auszeichnung der Gemeinde Kemmer geehrt: Sr. Reginharda Nehmer (Lehrerin) und Sr. Helene Hutzler (Kindergartenleiterin) wurde die Ehrenbürgerwürde verliehen – und es wurden ihnen zwei Straßennamen gewidmet.
Grund für den Abschied der Schwestern waren das fortgeschrittene Alter von Sr. Philippine und die schwere Erkrankung von Sr. Karin Günther. Im Beisein von Mitschwestern aus der näheren Umgebung fand Ende September der letzte, sehr liebevoll gestaltete Gottesdienst im Schwesternhaus statt. Nur wenige Tage später, am 05.10. starb Sr. Karin im Krankenhaus in Bamberg. Am 9.11.2024 fand ein Gedenkgottesdienst für sie in der Pfarrkirche von Kemmern statt. Bei dieser Gelegenheit verabschiedeten die politische und die Pfarrgemeinde die Dillinger Franziskanerinnen aus Kemmern.
Dass der Orden der Dillinger Franziskanerinnen nach 134 Jahren in Kemmern nicht mehr durch ein Kloster vertreten ist, sagte Bürgermeister Gerst, bedeutet eine tiefe Zäsur in der langen Ortsgeschichte. Er sprach stellvertretend für Viele den Dank für das Leben mit und für die Menschen in Kemmern.
Sr. Martina dankte der Gemeinde für ihre Wertschätzung und Unterstützung. Sie sagte: „Kemmern war ein guter Ort für die Dillinger Franziskanerinnen. Unsere Schwestern wussten sich den Menschen hier verbunden, fühlten sich in der Ortsgemeinde und in der Kirchengemeinde verwurzelt. Das, was Menschen ihnen anvertraut hatten, ihre Freude und ihre Hoffnung, ihre Trauer und ihre Angst hatte in ihrem Gebet Platz. Die Dillinger Franziskanerinnen haben die Geschichte von Kemmern mitgeprägt, durch ihr Dasein, ihr Gebet, durch ihr berufliches Engagement in den Bereichen der Bildung und Erziehung und der ambulanten Krankenpflege sowie durch ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement in der Pfarrgemeinde. Wir sind davon überzeugt, dass der gute Samen, den sie im Lauf der Zeiten aussäen konnten, nicht im Nichts verschwindet. Es bleiben nicht nur zwei Straßennamen, die an die beiden Ehrenbürgerinnen Sr. Reginharda Nehmer und Sr. Helene Hutzler erinnern. Es bleibt, was jede Einzelne von ihnen an Gutem gesät hat, gesehen oder im Verborgenen. Möge Gott es segnen!“