Im Jahr 1774 war es alles andere als selbstverständlich, dass Mädchen eine Schule besuchen und etwas lernen durften. Fürstbischof Clemens Wenzelslaus sah sich als Landesvater in der Verantwortung – einige Jahre später führte der die allgemeine Schulpflicht ein. Der Bischof forderte die Schwestern des Dillinger Frauenklosters auf, als Lehrerinnen den Unterricht der Mädchen in Dillingen zu übernehmen. Diese Idee stieß anfangs nicht auf große Gegenliebe bei den Schwestern, aber sie erfüllten den nachdrücklich vorgetragenen Wunsch des Bischofs. Nach dem Motto „wenn, dann richtig“ übernahmen die Schwestern diese Aufgabe mit Energie und Tatkraft. Am 23. November 1774 war es soweit: Die Normalschule für Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten wurde eröffnet. Die Schule der Buben befand sich in der ehemaligen Pfarr- und Stadtschule. Die damals für die Gemeinschaft verantwortliche Schwester (die sog. Meisterin) Angelina Egger hatte für die Mädchen ein kleines Haus in der Konviktstraße als Schule einrichten lassen. Heute steht an diesem Platz die Angelina-Egger-Grundschule.
Die Schwestern unterrichteten Lesen, Schreiben und Rechnen, Handarbeiten und selbstverständlich auch Religion und Moral. Die Finanzierung der Schule musste das Kloster übernehmen. Wohlhabende Eltern zahlten ein Schulgeld, für arme Kinder kostete der Schulbesuch nichts.
An diese Anfänge und auch die weitere Entwicklung erinnerten sich Vertreter der Öffentlichkeit, der St.-Bonaventura-Schulen, der Schülerschaft und der Ordensgemeinschaft bei einem kleinen Festakt zur Eröffnung einer Ausstellung in den Räumen der Sparkasse Dillingen. Stadtarchivarin Dr. Felicitas Söhner hielt den Festvortrag und gab einen überaus spannenden Ein- und Überblick über die Schultätigkeit und die Entwicklung der Schulen, die sich daraus ergab. Sr. Martina Schmidt sprach ein Grußwort, in dem sie aufführte, wie der „franziskanische Geist“ an einer franziskanisch geprägten Schule im 21. Jahrhundert die Pädagogik prägen kann.
Die Schülerinnen und Schüler der St. Bonaventura Schulen in Dillingen (Gymnasium, Realschule, Fachakademie für Sozialpädagogik und Fos) haben eine Ausstellung zur Geschichte ihrer Schulen konzipiert, die in der Halle der Stadtsparkasse angesehen werden kann.
Herzliche Einladung! ein Besuch lohnt sich. Es lohnt auch ein Blick in die kleine Festschrift, die den Festvortrag und alle Grußworte enthält.